Samstag, 18. Februar 2017, 15 Uhr
Saint-Germain-en-Laye, Stade Georges Lefèvre
Als am Ende
der Saison 1968/70 der kleine Verein Stade Saint-Germain aus dem
noblen Pariser Vorort Saint-Germain-en-Laye von der 3. in die 2. Liga
aufstieg, sorgte dies in der französischen Hauptstadt für Bewegung.
Denn: Paris spielte im nationalen Fußball keine Rolle mehr. Die
Traditionsclubs Racing und Stade Français
stiegen 1964 bzw. 1967 aus der 1. Liga ab und der erst 1967 wieder in
die 1. Liga aufgestiegene Red Star belegte nur Plätze im hinteren
Tabellendrittel. Kurzum: Paris brauchte wieder einen Erstligisten mit
Prestige – das ist im zentralistischen Frankreich eine Frage der
Ehre. Also wurde Stade Saint-Germain im Sommer 1970 kurzerhand nach
Paris transferiert und aus ihm der Paris Saint-Germain FC – kurz:
PSG – gemacht. Mit finanzieller Hilfe gelang dem Konstrukt der
sofortige Durchmarsch in die 1. Liga, in der es sich schließlich
trotz organisatorischer Startschwierigkeiten, die sogar zu einem
Zwangsabstieg führten, bis heute etablieren konnte. 1982 konnte PSG
den ersten Pokalsieg feiern, 1986 dann auch den ersten Meistertitel.
Ganz von seinen Wurzeln gelöst hat sich der Verein aber noch nicht,
denn während die Profis seit 1974 im Parc des Princes in Paris
spielen, tragen die Jugend, Frauen und die zweite Mannschaft ihre
Heimspiele in Saint-Germain-en-Laye im Département 78 (Yvelines)
aus; etwa 15 Kilometer von der Pariser Stadtgrenze entfernt.
Saint-Germain-en-Laye (40.000 Einwohner) war von 1661 bis 1682 die
Hauptresidenz des Sonnenkönigs Ludwig XIV., sein prachtvolles
Schloss dominiert noch heute das Stadtbild. 1919 fanden hier die
Friedensverhandlungen mit Österreich statt, zudem befand sich hier
von 1940 bis 1944 das französische Hauptquartier der Wehrmacht.
Reichlich Geschichte also, die einen automatisch streift, wenn man
den rund drei Kilometer langen Fußweg vom RER-Bahnhof zum
PSG-Trainingsgelände in Angriff nimmt. Unter anderem läuft man
durch die großen Gartenanlagen des Schlosses. Auf dem
PSG-Trainingsgelände befindet sich auch das Stade Georges Lefèvre
(frühere Spielstätte von Stade Saint Germain), wo man für den
sportlichen Eintrittspreis von 10 Euro das Aufeinandertreffen
zwischen PSG II und den Gästen aus dem südwestfranzösischen
Bergerac zu sehen bekommt. Neben der leicht angestaubten und dadurch
durchaus sympathisch wirkenden PSG-Geschäftsstelle aus alten Tagen
gibt es in der zweiten Halbzeit sogar melodischen Support zu hören,
der jedoch dem parallel stattfindenden Heimspiel der
PSG-Frauenmannschaft gewidmet ist.