Deutschland, 2. Frauen-Bundesliga – Staffel Nord (Frauen, 2. Liga)
Ostersonntag, 4. April 2021, 14 Uhr
Wolfsburg, VfL-Stadion am Elsterweg
Pandemiebedingt ist in diesem Frühjahr in Deutschland ja nur Frauenfußball drin. Der Schwerpunkt liegt dabei aber ganz klar auf Grounds, die man ohnehin nur mit Frauenfußball machen kann. Und so ehrlich muss man leider sein: Da ist es dann fast egal, ob offiziell Zuschauer zugelassen sind oder nicht, denn das macht beim Frauenfußball nicht so den großen Unterschied. Der wohl beste Ground, den man unter diesen Bedingungen machen kann, ist das Wolfsburger VfL-Stadion am Elsterweg. Es ist älter als das erst im Mai 1945 so getaufte Wolfsburg selbst, denn es wurde bereits 1940 als Sportplatz in der damaligen Stadt des KdF-Wagens angelegt. Aus dem Sportplatz wurde 1947 das heutige Stadion, in dem die Herren des VfL Wolfsburg bis 2002 spielten. Immer wieder hört man, dass das alte VfL-Stadion abgerissen werden soll, denn eine echte Verwendung hat man für es nicht mehr – schließlich mangelt es an Stadien in Wolfsburg nun wirklich nicht. Lediglich die zweite Frauen-Mannschaft hält den Spielbetrieb in der alten Hütte noch aufrecht. Wohl eher aus nostalgischen Gründen und weniger aus echter Notwendigkeit. Höchste Eisenbahn also, das alte VfL-Stadion mal zu besuchen, denn es könnte irgendwann mal ganz schnell gehen mit dem Abriss. Mit der Eisenbahn geht es dann auch in die VW-Stadt, sogar einige Stunden vor Anstoß, denn hier lebt ja auch einer meiner liebsten Reisepartner. Und weil der zuschauerlose Lockdown-Fußball so trostlos ist, dass immer auch ein vernünftiges Rahmenprogramm dabei sein muss, ist ja vollkommen klar, wie das heute aussehen wird. Leider geht‘s in Niedersachsen wie üblich etwas strenger zu und man achtet wohl sehr auf die Einhaltung der Kontaktbeschränkungen, so dass es ab dem Wolfsburger Hauptbahnhof auf recht konspirative Art weiter geht. Immerhin muss sich niemand im Kofferraum verstecken. Interessant zu sehen, wie kurz darauf zunächst der Mannschaftsbus von Arminia Bielefeld und dann der von Bayern München an uns vorbeifährt. Heute ist schließlich großer Frauenfußball-Spieltag in Wolfsburg: Die erste Mannschaft trifft in der Bundesliga auf die Bayern, zeitgleich die zweite Mannschaft in der 2. Bundesliga auf die Arminia. Da ist wenig überraschend noch weniger als ohnehin schon im alten VfL-Stadion los: Lediglich drei eingeladene Personen tummeln sich auf der teilweise schon ganz schön ramponierten Haupttribüne, beäugt von der vierfachen Zahl an Ordnern. Eigentlich wäre das Spiel eine gute Gelegenheit, das Stadion mal genau unter die Lupe zu nehmen, aber die Ordner achten penibel darauf, dass man die Haupttribüne nicht verlässt. Ich verstehe es wirklich nicht, in wie weit es die Corona-Pandemie eindämmt, wenn man in einem fast menschenleeren Stadion, das eigentlich Platz für 17.600 Zuschauer bietet, keinerlei Bewegungsfreiheit zulässt. Bei wem kann ich mich auf einer Gegengerade anstecken, auf der niemand ist? Wirklich schade, denn diese Hütte hätte einen intensiveren Blick verdient gehabt. Von der Architektur her ein wahres Einzelstück, das sich auch von anderen Stadien dieser Zeit abhebt. Da mag man noch so spöttisch auf Wolfsburg schauen, aber mit dem alten VfL-Stadion braucht man sich nun wirklich nicht verstecken – so lange es halt noch steht. Nach dem Spiel geht‘s mit dem gemütlichen Umtrunk weiter, wobei dann besonders die abendliche Fahrt zum Hauptbahnhof tricky wird. In Wolfsburg herrscht aktuell eine nächtliche Ausgangssperre, die um diese Uhrzeit bereits inkraft ist. Da die Kontrollen wie gesagt recht streng sein sollen, geht es mit gesenktem Kopf mit einem vertrauenswürdigen und vorab involvierten Taxifahrer durch die wie ausgestorben wirkende Stadt. Der Hauptbahnhof ist zum Geisterbahnhof geworden, außer mir steht nicht eine einzige Person am Bahnsteig. Wenigstens rauscht der ICE pünktlich an und bringt einen ins (noch) ausgangssperrenfreie NRW.