Deutschland, Kreisliga A Bielefeld (9.Liga)
Samstag, 7. Mai 2022, 17 Uhr
Bielefeld, Trüggelbachstadion
Trommelwirbel! Ein historischer Tag ist für mich dieser 7. Mai 2022, denn heute fällt der letzte mir noch fehlende Ground (mit regelmäßigem Spielbetrieb) in Bielefeld. Dem ganz aufmerksamen Leser wird auffallen, dass es zuletzt doch hieß, dass mir nicht einer, sondern zwei Plätze fehlen. Das stimmt, allerdings wird die ebenfalls noch fehlende Sportanlage an der Travestraße im Stadtteil Sennestadt derzeit umfangreich saniert. Auf ihr soll wohl erst wieder 2025 gespielt werden können. Bis dahin fehlt somit nur das Trüggelbachstadion in BI-Ummeln. Ein bisschen schade ist das natürlich, jetzt mit Bielefeld (vorerst) durch zu sein, denn diese Fahrten in alle Ecken meiner Geburtsstadt habe ich immer sehr genossen. Wieder einmal bestätigt sich, dass man die Welt am besten über den Fußball kennenlernt. Das gilt auch für eine Stadt, die man eigentlich gut kennt. Dieser für mich vorerst letzte Fußball-Tag in Bielefeld soll damit noch einmal so ein richtiger Bielefeld-Tag werden – und der beginnt am besten am Kesselbrink. Der zentrale Platz mitten in der Stadt, auf dem 1905 die Arminia ihr allererstes Fußballspiel ausgetragen hatte, hat inzwischen einen recht zweifelhaften Ruf. Der Kesselbrink war ursprünglich eine am Stadtrand gelegene Viehweide, auf die die Bürger ihr Vieh bringen mussten, deren „Köttel“ als Dünger genutzt wurden. Aus Köttelbrink wurde der Kesselbrink. Ab dem 18. Jahrhundert wurde er von der preußischen Armee als Exerzierplatz genutzt. Mit Beginn der Industrialisierung dehnte sich Bielefeld massiv aus und der einst am Stadtrand gelegene Kesselbrink war plötzlich ein zentraler Platz mitten in der Stadt, der in einen Park umgewandelt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zu einem großen Parkplatz und schließlich zum Bielefelder Busbahnhof. Unter dem Kesselbrink wurde Deutschlands damals größte Tiefgarage gebaut. Zudem steht hier seit 1974 Bielefelds einziges Hochhaus – das sogenannte Telekom-Hochhaus mit 18 Stockwerken, das den Kesselbrink zu einer Landmarke macht. Mit der Verlegung des Busbahnhofs in den 90ern zum Hauptbahnhof wurde der Kesselbrink wieder zu einer Art Park, allerdings wie angesprochen mit zweifelhaftem Ruf. Hier trifft sich die Alkoholiker-Szene. In der Corona-Zeit traf sich auf dem Kesselbrink teilweise eine dreistellige Zahl an Leuten; Polizei und Ordnungsamt konnten praktisch keine Regeln durchsetzen. Da herrschte – auch aufgrund der vielen Kioske rund um den Kesselbrink – stellenweise Ballermann-Feeling. Auch heute ist er der ideale Ort, in so einen richtigen Bielefeld-Tag zu starten. Und dort begegnet uns zufälligerweise etwas Weiteres, was typisch für die Stadt ist, denn hier endet am Mittag eine kurdische Demo. Die gibt es gefühlt täglich. Bielefeld gilt als die kurdische Hauptstadt Deutschlands. Erst vor knapp drei Wochen kamen 10.000 Kurden an der Bielefelder Radrennbahn zusammen, um das jesidische Neujahrsfest zu feiern – und legten dabei den gesamten Verkehr lahm (hier nachzulesen). Über den angrenzenden Jahnplatz, der inzwischen der neue zentrale Platz von Bielefeld ist und der mit dem Haus der Technik noch ein letztes Gebäude aus den 1920ern-Jahren besitzt, fahren wir mit dem Bus hinaus ins dörflich geprägte BI-Ummeln. Der dortige VfL Ummeln, der überregional nie eine Rolle gespielt hat, hatte in diesem Jahr bislang viel Pech mit Corona- und witterungsbedingten Spielabsagen, so dass er erst jetzt im Mai eines seiner ersten Heimspiele 2022 austrägt. Heute steigt obendrauf ein Derby, denn zu Gast ist der TuS Quelle aus dem gleichnamigen Nachbarstadtteil. Vorbei am durch Ummeln fließenden Trüggelbach, der auch dem Ground seinen Namen gegeben hat, geht’s durch den kleinen steinernen Eingang hindurch zum letzten Puzzleteil der Bielefeld-Komplettierung. Das Trüggelbachstadion ist eigentlich ein interessanter Mix, denn während das Vereinsheim runderneuert ist und an den Wänden die (wenigen) Sehenswürdigkeiten Bielefelds gezeigt werden, ist der Rest der Anlage älterer Natur. Kernelement sind natürlich die drei breiten Stufen, die den Platz zu einem der besseren von Bielefeld machen. Die übrigen drei Seiten sind nicht begehbar. Spannend ist auch der Nebenplatz, den ich im September 2020 besucht hatte (hier nachzulesen), denn bei ihm handelt es sich um einen der drei Glatzenplätze von Bielefeld. Für mich heißt es nun warten bis 2025, wenn der neue Sportplatz in BI-Sennestadt fertig ist. Bis dahin gilt aber: Bielefeld ist komplettiert!