Tschechien, Okresní přebor Děčín (8. Liga)
Samstag, 30. Oktober 2021, 14 Uhr
Benešov nad Ploučnicí, Hřiště Benešov nad Ploučnicí
Von Česká Kamenice geht es mit dem Zug weiter nach Benešov nad Ploučnicí (Dt.: Bensen; 3.600 Einwohner) – und auch hier werden wir nicht enttäuscht. Eine Augenweide ist mal wieder der Bahnhof, an dem sich seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht viel getan hat und an dessen Fassade auch noch der (überstrichene) deutsche Name des Ortes durchschimmert. Auf der anderen Straßenseite befindet sich dann gleich der Platz des MSK Benešov, der ebenfalls keine Wünsche offen lässt. Besonders empfehlenswert ist hier die Klobasa, die direkt aus dem Räucherschrank auf den Grill kommt. Sehr gemütlich ist auch das Vereinsheim, in dem wir uns heute aufgrund unserer frühen Ankunftszeit gleich als erste Zuschauer einfinden. Insgesamt 100 werden es dann sein, die das Spiel im achtklassigen Oberhaus des Kreises Děčín sehen wollen. Ein paar davon überaus aktiv, denn unweit des Klobasa-Standes wird eifrig mit Fähnchen gewedelt und sogar der ein oder andere Schlachtgesang angestimmt. Das ist alles andere als Usus in der 8.Liga in Tschechien. Der Rest belässt es beim Vollgas-Suff, wobei einige beim Bierstand anschreiben lassen. Sieht einfach zu geil aus, wie da Dutzende Zettel liegen mit der Aufschrift Jakub, Pavel oder Jiří und dazu eine unvorstellbare Anzahl an Strichen. Mit ein paar Dosen Bier aus dem Vereinsheim machen wir uns nach dem Spiel wieder auf den Weg zurück nach Dresden, wo wir uns die Vorzüge der Neustadt gönnen, die ja eigentlich die Altstadt von Dresden ist. Wohl nirgendwo in Deutschland ist die Dichte an kubanischen Restaurants und Bars so groß wie hier, was ja ebenfalls ein Erbe ist der DDR und der Vertragsarbeiter, die sie einst ins Land geholt hat und die geblieben sind. Abende beim Kubaner sind grundsätzlich legendär und haben noch immer einen Hauch von Sozialismus: Es gibt längst nicht alles, was auf der Karte steht, und der Service ist stellenweise so mies, dass man auch mal eine halbe Stunde lang auf die Rechnung warten muss. Bei uns fällt heute Abend sogar das komplette Kassensystem aus (ein Gruß von Onkel Fidel?) und da man seine eigene Speisekarte nicht kennt, müssen stundenlang die Preise zusammengetragen werden. Logisch, dass da auf der Rechnung bei drei Versuchen drei verschiedene Summen herauskommen. Kompensiert wird das jedoch mit einer unglaublichen Herzlichkeit und Improvisationskunst. Und ich habe es auch noch nie in einem Restaurant in Deutschland erlebt, dass man mich für meine Adidas-Jogginghose lobt. „Señor, Sie sind sehr gut gekleidet“, heißt es da gleich mehrfach vom Kellner – der natürlich selbst einen Adidas-Trainingsanzug trägt.