Deutschland, Kreisliga B Bielefeld – Staffel 1 (10. Liga)
Sonntag, 19. September 2021, 15 Uhr
Bielefeld, Sportplatz Bergstraße
So ganz ohne Fußball bleibt der Sonntag nach dem Radrennbach-Besuch natürlich nicht und so geht's nach Hoberge-Uerentrup, einem der letzten vier noch fehlenden Grounds (mit regelmäßigem Spielbetrieb) in Bielefeld. Wie üblich mit Bus und Bahn, denn nur so kommt das richtige Stadt-Feeling auf – und umsonst ist es dank übertragbarem Abo der Freundin obendrauf. Die Fahrt zeigt aber auch die Schwachstellen des in Bielefeld ganz besonders beschissenen ÖPNV auf, denn während man von der Radrennbahn zum TuS Hoberge-Uerentrup mit dem Auto laut Google Maps nur 18 Minuten braucht, sind es mit dem Bus eine Stunde und zehn Minuten. Und das auch nur mit Glück, denn der Jahnplatz – Mittelpunkt des Bielefelder ÖPNV – ist seit Monaten eine Großbaustelle mit nun lauter Ersatzhaltestellen, die bis zu einen Kilometer voneinander entfernt liegen. Gelegenheitsfahrer wie ich haben beim Umstieg keine Chance, die richtige Ersatzhaltestelle innerhalb weniger Minuten zu finden und dann auch zu erreichen, denn der Jahnplatz besteht nur noch aus einem wirren Netz von Gitterzäunen und Barken, durch das man sich den Weg bahnen muss. Da läuft man dann auch mal 300 Meter in die falsche Richtung und muss wieder umkehren. Ein Glück, dass der Bielefelder ÖPNV eine weitere massive Schwäche hat, nämlich die Pünktlichkeit, so dass ich meinen Bus doch noch erreiche. Nach einem weiteren Umstieg werde ich dann an der Bergstraße ausgespuckt, die so ziemlich das Gegenteil vom Jahnplatz ist: eine einsame Bushaltestelle mitten im Nichts. Kein Wunder, ist Hoberge-Uerentrup doch ein sehr ländlicher Stadtteil, der aus keinem zusammenhängenden Siedlungsgebiet besteht. Das merkt man auch daran, das ein Teil bereits 1930 nach Bielefeld eingemeindet wurde, ein anderer erst in den 1970ern, während ein weiterer Teil zu Steinhagen im Kreis Gütersloh kam. Die Topografie spielt da sicherlich auch eine Rolle, denn Bielefeld ist hier ungewöhnlich bergig. Hoberge-Uerentrup liegt auf einer Höhe von bis zu 300 Metern, was in Ostwestfalen schon geradezu alpin ist. Man baute an dieser Stelle daher den Fermeldeturm mit Aussichtsplattform (Vorbild dafür war der Stuttgarter Fernsehturm), der seither das höchste Gebäude der Stadt und eines der Wahrzeichen von Bielefeld ist. Vom Sportplatz an der Bergstraße hat man einen schönen Blick auf ihn. Ansonsten passt der Sportplatz irgendwie so gar nicht zu Hoberge-Uerentrup, das auch den Beinamen "Villenstadtteil" trägt. Das edle Image trifft zwar nicht für den ganzen Stadtteil zu, aber trotzdem erwartet man hier oben in dieser Hügellandschaft keinen Ascheplatz. Nachdem ich damit nun alle Ascheplätze in Bielefeld gemacht habe, muss ich aber sagen: Er ist mit seinen zwei Reihen Sitzbänke der beste von ihnen. Leider gibt es auch hier nichts zu essen, dafür aber gleich drei verschiedene Biere (Bitburger, Flensburger und Jever). Verkauft wird davon aber nicht viel, denn trotz freiem Eintritt sind nur 25 Zuschauer da, die fast allesamt dem kurdischen Verein Yek-Spor die Daumen drücken – und die haben es nicht so mit dem Alkohol. Dafür haben sie es heute aber mit gewaltig viel Stress machen. Auch ich gerate ins Fadenkreuz, nachdem man mich beim Fotografieren beobachtet, und wittert in mir den ganz großen Spion, der hier was auch immer aufdecken will. Unglaublich, wie die Typen sich aufspielen. Bisschen dämlich auch, dass hier beide Mannschaften in roten Trikots und dunkelblauen Hosen spielen, aber das ist im Vergleich dazu wirklich das kleinere Problem.