Deutschland, Schleswig-Holstein-Pokal (Viertelfinale)
Sonntag, 20. Juni 2021, 15 Uhr
Todesfelde, Sportplatz Dorfstraße
Höhepunkt des Wochenendes sollte eigentlich das für heute angesetzte Landespokal-Viertelfinale zwischen dem TSB Flensburg (Stammverein des Handball-Riesen SG Flensburg/Handewitt) und dem VfB Lübeck werden. Bis zu 1.000 Zuschauer, dazu ist vielleicht ein bisschen was im Gästeblock los – das klang vielversprechend. Allerdings wird das Stadion des TSB Flensburg aktuell umgebaut, so dass nicht etwa 1.000, sondern nur 150 Zuschauer zugelassen sind. Nicht zu doof ist man sich dabei, dem VfB Lübeck sein offizielles Kartenkontingent von 10 Prozent zukommen lassen, also lausige 15 Karten. Damit ist klar: Das kann man sich getrost schenken. Wie gut, dass heute noch ein weiteres Pokalviertelfinale stattfindet, nämlich in Todesfelde. Der dortige Sportverein ist sogar der Titelverteidiger – obwohl er nur Oberligist ist. In dieser Saison durfte er damit am DFB-Pokal teilnehmen und zog in der ersten Runde den VfL Osnabrück, gegen den er auf dem heimischen Sportplatz antreten durfte und nicht in ein größeres Stadion ausweichen musste. Daran merkt man schon, dass das hier kein gewöhnlicher Amateurverein ist, was umso deutlicher wird, wenn man sich die Einwohnerzahl von Todesfelde anschaut: 1.000. So ziemlich jede Ecke des Stadions zeigt eindrucksvoll, dass der Verein der Mittelpunkt des Dorfes ist und etliche Leute ihr Herzblut in ihn stecken. Hier eine Tribüne, dort eine Tribüne, ein opulenter Grillstand, ein Eingangsbereich mit zwei Türmchen, alles hervorragend in Schuss. So gut in Schuss, dass der SV Todesfelde nun sogar in die Regionalliga aufsteigen will, für die er sich als Tabellenführer der abgebrochenen Oberliga-Saison sportlich qualifiziert hat. Es würde mich wundern, wenn der Verein das auch organisatorisch nicht geschultert bekommen sollte. Eine Empfehlung dafür ist auch die Organisation des heutigen Spiels. 450 Zuschauer sind coronabedingt zugelassen, die Karten wurden vorab online verkauft. Freigeschaltet wurde das Ticketportal vor zwei Tagen um 10 Uhr und als ich zwei Minuten später auf die Internetseite ging, rechnete ich eigentlich mit einer völligen Überlastung. Doch falsch gedacht: Alles hat reibungslos funktioniert. Dennoch sind alle 450 Karten weggegangen, so dass ein ausverkauftes Haus vermeldet werden kann. Mit dabei sind auch 60 Gästefans vom Heider SV, die – genau wie der Anhang vom SV Todesfelde auf der überdachten Nordtribüne – ab und zu mal auf einer Trommel rumhämmern und dazu singen. Nichts, was im Ohr hängen bleibt. Dorf halt. Auf dem Papier ist der Heider SV ein Regionalligist, der als Tabellenvorletzter jedoch nur dank des Saisonabbruchs nicht in die Oberliga abgestiegen ist. Formal ist der SV Todesfelde somit zwar der unterklassige Verein, eigentlich müsste er in wenigen Wochen aber eine Liga über dem Heider SV spielen – wenn Corona nicht wäre. Das Spiel zeigt eindrucksvoll, dass der SV Todesfelde die klar stärkere Mannschaft ist und somit auch ungefährdet ins Halbfinale einzieht. Aufgrund der guten Organisation ohne irgendwelche Warteschlangen und einem insgesamt recht sympathischen Auftreten des Vereins gönne ich ihm das auch.