Polen, III liga – grupa I (4. Liga)
Freitag, 4. Juni 2021, 16.30 Uhr
Elbląg, Boisku MOSiR przy ul. Skrzydlatej
Früh geht es in Poznań aus den Federn, denn bis nach Elbląg (dt.: Elbing) sind es fast 400 Kilometer – und wir wollen auch noch etwas Kultur unterbringen. Den ersten Stopp legen wir an der Marienburg in Malbork ein. Europas größter Backsteinbau war wichtig für Preußens Geschichte und von 1309 bis 1454 Sitz des Hochmeisters im Deutschordenstaat. Von den Nazis wurde ein regelrechter Kult um diesen deutschen Orden betrieben und somit auch die Marienburg verehrt. Hohe Tiere der NSDAP und vor allem der SS nutzen sie für Trauungen, Geburtstagsfeiern und allerlei anderen möglichen Scheiß. Große Pläne gab es für die Anlage, die bis zum Bau einer weiteren Burg reichten, aufgrund des Zweiten Weltkriegs aber nie verwirklicht worden sind. Heute ist die Marienburg ein Touristenmagnet und es ist schon verblüffend, wie viel hier los ist. In Deutschland derzeit undenkbar, da würde manch einer mit Blick auf die langen Schlangen vor den Kassen einen Anfall bekommen. Da Elbląg nicht weit entfernt von der Ostseeküste liegt, zieht es uns vor Anpfiff bei Concordia Elbląg noch an den Strand. Zunächst versuchen wir es an der Frischen Nehrung. Auf der schmalen Landzunge verläuft die Grenze zwischen Polen und Russland, allerdings sieht das auf der Karte deutlich spektakulärer aus als in der Realität. Das scheint eher etwas für Naturliebhaber mit viel Zeit zu sein, die es ruhig mögen. Wir trinken ein Anstandsbier im kleinen Hafen von Kąty Rybackie und ziehen dann weiter an den Strand Stegna Morska direkt an der Ostsee, der schon mehr unser Fall ist. Nicht wirklich Rambazamba, aber doch ein bisschen was los. Auf den letzten Drücker geht‘s weiter nach Elbląg, was sich jedoch töricht herausstellt, denn als wir am Stadion MOSiR von Concordia Elbląg ankommen, blicken wir auf einen verlassenen Rasen. Ein schneller Blick ins Internet (die Seite 90minut.pl ist da wirklich vorbildlich) verrät, dass das Spiel in ein anderes Stadion verlegt wurde – mit dem Hinweis „bez udziału publiczności“, also unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wie sich herausstellt, wird im Stadion MOSiR derzeit der Rasen erneut. Die Entscheidung, für heute das Stadion zu wechseln, fiel allerdings erst am Morgen. Mit dem Taxi geht‘s zum MOSiR-Platz in der ul. Skrzydlatej im Süden der Stadt, wo wir vor verschlossenen Türen stehen. Dahinter steht ein Vereinsoffizieller, der uns schon genau im Auge hat, und da hebt es so gar nicht unsere Chancen, irgendwie reinzukommen, dass beim Aussteigen aus dem Taxi Sixpacks Bier unter dem Arm tragen, die wir so schnell gar nicht verstecken können. Zumindest wäre das in Deutschland jetzt ein Problem, aber in Polen ticken die Uhren eben anders. Es bedarf gar keiner großen Überredung und man lässt die ganze Mannschaft eintreten. Nur das Bier soll bitte am Eingang stehenbleiben. Wird gemacht. Allerdings sind wir längst nicht die einzigen Deutschen, denen Einlass gewährt wurde. Abgesehen dem Dutzend Hoppern sitzen auch gut 30 Einheimische auf der Tribüne, was zeigt, wie schwammig dieses offizielle Zuschauerverbot ist. Fast schon wie in der Schweiz. So richtig Spaß macht die moderne Sportanlage aber nicht, auch wenn die benachbarten Plattenbauten das klassische Polen-Feeling vermitteln. Nach Abpfiff geht‘s schnurstracks in die sehr hanseatische Altstadt von Elbląg, die wirklich sehr hübsch ist. Echt in Schuss und mit einem netten gastronomischen Angebot.