Schweiz, 1. Liga – Gruppe 2 (4. Liga)
Sonntag, 13. Juni 2021, 15 Uhr
Langenthal, Stadion Rankmatte
Die lang ersehnte Komplettierung der Gruppe 2 der 4. Liga naht! Das Spiel des FC Langenthal gegen den FC Wohlen ist aber auch das Spiel dieser Tour, über das ich mir im Vorfeld am meisten Sorgen gemacht habe, denn die Gastgeber scheinen – ganz untypisch für die Schweiz – sämtliche Corona-Regeln knallhart durchziehen zu wollen. Tagelang wird im Vorfeld online angekündigt, dass man nicht nur die Sitz- und Maskenpflicht umsetzen werde, sondern dass es auch ein Zuschauerlimit geben werde. Ursprünglich heißt es, dass lediglich 100 Karten (anstelle der 300, die derzeit im Schweizer Amateurfußall eigentlich zulässig sind) an der Tageskasse verkauft werden. Dann wird spontan auf 170 aufgestockt. Kann trotzdem eng werden, zumal der FC Wohlen (bis 2018 noch Zweitligist) so etwas wie der große Name der Liga ist. Als weitere Schwierigkeit kommt hinzu, dass der Sportplatz Rankmatte über keine eigenen Parkplätze verfügt. Das (kostenpflichtige) Parkhaus des benachbarten Krankenhauses ist zwar nicht weit weg, aber in Anbetracht meines sehr geringen Zeitpolsters und der Sorge vor „ausverkauftem“ Haus treibt das schon Schweißperlen auf die Stirn. Doch: Es geht alles gut – offiziell werden 148 Zuschauer vermeldet. Dass der FC Langenthal Ernst macht, wird aber schon am Eingang klar, denn jeder Zuschauer muss sich online registrieren. Spätestens hier ist Schluss für jeden deutschen Sparfuchs, der sich die Roaming-Gebühren im Nicht-EU-Land Schweiz sparen will, denn es muss zwangsläufig das Internet am Handy eingeschaltet werden. In Papierform gibt es das Registrierungsformular nicht. Offiziell dürfen die Zuschauer nur die überdachte Tribüne betreten, was völliger Quatsch ist, denn wenn sich wirklich alle daran halten, würden sie wie in einer Legebatterie aufeinandersitzen. Glücklicherweise hält man niemanden davon ab, sich woanders hinzustellen und diese völlig bescheuerte Sitzpflicht somit nicht einzuhalten. Anders sieht es da schon bei der Maskenpflicht aus, auf die der Stadionsprecher alle 15 Minuten mantraartig hinweist. Zumindest auf der Tribüne halten sich zwei Drittel daran, was für die Schweiz ja wirklich ein hoher Wert ist. Die kleine Fanszene aus Wohlen ist mit etwa 15 Leuten und zwei Zaunfahnen anwesend, sitzt aber einfach nur auf der Tribüne und supportet nicht. Hellhörig werde ich bei der Mannschaftsaufstellung der Gäste, denn bei ihnen spielt ein Ronny Minkwitz. Ein Nachname, den man als Blauer nicht vergisst, denn Stefan Minkwitz war lange Jahre Spieler und später auch Trainer bei meinen Stuttgarter Kickers. „Minkwitz, Du Sau, Du hast Kind und Frau“, schallte es damals durchs Stadion, wenn der aus Magdeburg stammende, zweimalige DDR-Nationalspieler mal wieder einen Gegner umsenste. Und tatsächlich: Das damals auch von mir inbrünstig besungene Kind steht hier heute in Langenthal vor mir auf dem Rasen. Ronny Minkwitz versuchte in der Jugend sein Glück im englischen Fulham, kam dort aber nur in der zweiten Mannschaft zum Zug und wechselte 2014 zum FC Wohlen in die 2. Liga. 2018 zog sich der Verein freiwillig aus dem Profigeschäft zurück, doch der kurz zuvor zum FC Muri gewechselte Ronny Minkwitz kehrte nach Wohlen zurück und ist heute unübersehbar der Leitwolf im Team. Parallel leitet der Ex-Profi auch die Geschäftsstelle des FC Wohlen, womit er finanziell das sicherlich nicht mehr ganz so hohe Spielergehalt kompensieren können dürfte. Macht wirklich Spaß, ihm auf dem Rasen zuzuschauen – erinnert an alte Kickers-Tage.