Deutschland, 2. Frauen-Bundesliga – Staffel Süd (Frauen, 2. Liga)
Donnerstag, 13. Mai 2021, 14 Uhr
Würzburg, Sportpark Heuchelhof
Jetzt, da in der Schweiz im Jugendbereich wieder der Ball rollt, hat sich das Thema Frauenfußball eigentlich erledigt. Einen Nachzügler gibt es allerdings noch, denn die Fahrt nach Würzburg ist schon lange vorbereitet. Außerdem greift auch in diesem Fall wieder die Prämisse, im Lockdown Grounds zu machen, die nur von Frauen bespielt werden. Auf der Anlage im Würzburger Stadtteil Heuchelhof wird männlicher Fußball inzwischen nämlich nur von der F- und E-Jugend geboten, während die Frauen des SC Heuchelhof, die im vergangenen Jahr zu den Würzburger Kickers geworden sind, in der 2. Bundesliga spielen. Die Fahrt in die Hauptstadt Unterfrankens am heutigen Feiertag (Christi Himmelfahrt) ist aber auch aus einem Grund höchst interessant, denn seit dem 10. Mai darf in Teilen Bayerns – darunter auch Würzburg – die Außengastronomie wieder öffnen. Mangels Impfung, Genesenenstatus und vorhandenem Test zwar ohne mich, aber es ist ja auch schön, das einfach nur passiv mitzuerleben. Und so merke ich schon bei der Ankunft am Würzburger Hauptbahnhof, dass eine ganz andere Atmosphäre über der Stadt liegt. Schönes Wetter, Feiertag, geöffnete Biergärten – es ist ein bisschen so wie früher. Gut gelaunte Vatertagsgruppen ziehen bierbeseelt durch die Stadt, die an manchen Stellen aus allen Nähten platzt, und es wirkt wirklich so, als sei die Pandemie von heute auf morgen vorbei. Da das bei mir in Baden-Württemberg noch nicht so ist und das von Weinbergen umrahmte Würzburg noch dazu eine sehr schöne, beinahe schon italienisch wirkende Stadt ist, kommen echte Urlaubsgefühle auf. Nicht trifft dieses Attribut jedoch auf den Stadtteil Heuchelhof zu, der mit seinen großen Wohnbunkern auch gut im Osten stehen könnte. Zwischen all dem Beton wurde lange Zeit echte Pionierarbeit in puncto Frauen- und Mädchenfußball geleistet, denn der SC Heuchelhof war vor wenigen Jahren der einzige Verein in Bayern mit einer eigenen weiblichen U8 und U10, die in der Liga ausschließlich gegen Jungs gespielt hat. Die Frauenabteilung benannte sich dann 2012 (in Anlehnung an ihren Hauptsponsor) zunächst in Heuchelhof Dragons um, 2018 in Würzburg Dragons und trat 2020 wie gesagt den Würzburger Kickers bei. Dennoch blieben die Mannschaften auch als Kickers in Heuchelhof, wo einem auf der Sportanlage die alten Namen immer wieder begegnen. Ebenso sind die Verantwortlichen weiterhin die des SC Heuchelhof, so dass es bei der Spieltagsorganisation ziemlich locker zugeht, was auch die relativ hohe Zahl an Hoppern erklärt, die es heute ins Stadioninnere geschafft haben. Hinzu kommen etwa 30 Zaungäste. Zu sehen gibt es ein kleines Tribünchen mit drei geräumigen, unüberdachten Stufen sowie auf dem Rasen eine ziemlich triste Nullnummer. Das ist heute einmal mehr keine gute Werbung für den Frauenfußball. Aber das sollte sich nun ja eh erledigt haben. Nach dem Spiel geht es natürlich zurück in die Innenstadt, wo ich sogar zum ersten Mal nach langer Zeit wieder eine Biergartenschlägerei sehe. Ja, es sind diese kleinen Dinge, die einen derzeit begeistern. Da einzelne Biergärten sogar die Regel haben, dass man keinen Nachweis über Impfung, Genesung oder Test haben muss, wenn man einfach nur alleine kommt, könnte ich nach all den dunklen Monaten endlich mal ein frisch gezapftes Bierchen genießen, allerdings gefällt mir hier auch die Rolle des Zuschauers ganz gut. Einfach so wunderschön, wieder ausgelassene Menschen zu sehen.