Ostermontag, 22. April 2019, 17.30 Uhr
Varberg, Påskbergsvallen
Ostermontag, letzter Tag der Schweden-Tour. Da morgen früh der Lauda-Flieger in Kopenhagen startet, würde sich zwar auch ein Abstecher nach Dänemark anbieten, wo unter anderem der FC Kopenhagen im Kopenhagener Vorort Farum gastiert. Andererseits: Wenn man eh schon in Göteborg ist, kann man sich auch den geografischen Vorteil zunutze machen und noch einen Ground wegscheppern, der möglichst weit weg von der Heimat liegt. Die Wahl fällt auf das Küstenstädtchen Varberg, nur 40 Zug-Minuten von Göteborg entfernt. Der Tourismus spielt hier keine übergeordnete Rolle, ist aber doch präsent, sogar eine Fährverbindung nach Dänemark existiert. Nach der Nacht auf dem Segelschiff in Göteborg darf es heute wieder eine außergewöhnliche Übernachtung sein, nämlich in der Varberg Fästning. Die direkt am Meer gelegene Festung wurde von 1830 bis 1931 als Gefängnis genutzt und ist heute eine Jugendherberge. Als Zimmer dienen die früheren Gefängniszellen, die erhalten geblieben sind. Sehr urig, nicht teuer, auch nicht weit vom Bahnhof entfernt, also ideal. Dass ich – wohlgemerkt am Oster-Wochenende – trotzdem der einzige Gast bin, zeigt wohl ganz gut, wie es um den Tourismus in Varberg bestellt ist. Wenigstens ist der Gruselfaktor dadurch nachts höher, die einzige Seele in dieser altehrwürdigen Hütte zu sein, denn nicht einmal die Rezeption ist nachts besetzt. Das Stadion des örtlichen Zweitligisten liegt genau am anderen Ende der Stadt, so dass bei einem ausgedehnten Spaziergang noch ein paar Eindrücke von Varberg aufgeschnappt werden können. Im Stadion ist nicht allzu viel los, organisierten Support gibt es bei den Heimfans nicht, der Gästeblock bleibt leer. Es zeigt: Ohne Beteiligung der großen Fünf ist in Schweden nicht viel los und unterhalb der Allsvenskan liegt der Hund dann völlig begraben. Gemütlich ist es hier im Påskbergsvallen aber trotzdem, schon allein durch die Architektur kommt schnell entspanntes Skandinavien-Feeling auf. Und dann ist da noch dieser Schlüsselmoment der ganzen Tour, mit dem sich so herrlich die schwedische Mentalität veranschaulichen lässt: Da ich noch einige Dosen Bier im Gepäck habe, die ich morgen nicht mit in den Flieger nehmen darf, nehme ich die mit ins Stadion. Kontrollen gibt‘s hier ja eh nicht. Ich verdrücke mich in eine einsame Ecke, schaue das Spiel und trinke dabei zwei, drei Büchsen. Ich nehme an, dass mich dabei sowieso keiner sieht, doch in der 85. Spielminute kommt der Oberordner direkt auf mich zu und sagt: „Ich habe schon das ganze Spiel gesehen, dass Du hier Bier trinkst. Das ist nicht erlaubt.“ Und das war‘s. In Deutschland würde man mindestens das Bier abgeknöpft bekommen, in Schweden gibt's nur ein Augenzwinkern. Lässiges Volk. Nach dem Spiel geht‘s zurück in Richtung Meer, um den Sonnenuntergang anzuschauen und bei den letzten Dosen diese sehr geniale Tour noch einmal im Kopf Revue passieren zu lassen.