Samstag, 27. April 2019, 20 Uhr
Westerlo, Stadion 't Kuipje
Darf man an einem Tag zweimal in eine Frituur? In der Hoffnung, gegen kein EU-Recht zu verstoßen, gönnen wir uns auch vor dem dritten Spiel des Tages die volle Kalorien-Ladung. Mittlerweile sind wir in Belgien, es gibt keinen Koningsdag wie in den Niederladen und somit können wir ohne groß darüber nachzudenken in die nächstbeste Frituur marschieren. Unseren Grips brauchen wir dann aber, um zu verstehen, was das eigentlich für ein Wettbewerb ist, den wir gleich im 't Kuipje konsumieren werden. Logisch, es geht um die Qualifikation für den Europapokal. Allerdings: Der KVC Westerlo ist bloß ein Zweitligist und schloss die reguläre Saison dort nur als Tabellenfünfter ab. Wieso können die sich für Europa qualifizieren? Grundsätzlich ist die Antwort einfach: Belgien hat das wohl komplizierteste Spielsystem des Kontinents – und das lässt solche Konstellationen tatsächlich zu. Begründet wird das mit angeblich steigender Spannung am Saisonende. Man muss aber dazu sagen: So ein Unfug hat in Belgien Tradition. Der Status Quo ist zwar die (vorläufige) Spitze des Blödsinns, ist aber halt auch nicht über Nacht entstanden, sondern über Jahre hinweg. Um die aktuelle Situation ganz kurz zu erläutern: In der 2. Liga werden Hin- und Rückrunde getrennt voneinander gewertet. Die Meister beider Runden bestreiten ein Entscheidungsspiel um den einzigen Aufstiegsplatz in die 1. Liga. Der Verlierer tritt zusammen mit den Zweitligisten auf den Tabellenplätzen 2, 3 und 4 sowie den Erstligisten auf den Tabellenplätzen 7 bis 15 an einer neuen Play-off-Runde an, dessen Sieger ein Europa-League-Platz winkt. Die besten sechs Mannschaften der 1. Liga tragen parallel eine Meisterrunde aus. Entscheidend ist für die Qualifikation für die Play-off-Runde wiederum das addierte Ergebnis von Hin- und Rückrunde, weshalb auch der KVC Westerlo dabei ist, der sowohl in der Hin- als auch in der Rückrunde nur Tabellenfünfter wurde, in der Summe aber auf Platz 4 steht. Man könnte das noch weiter ausführen, aber ich denke, das reicht schon, um darzustellen, was für ein Blödsinn das ist. Manch ein Belgier kapiert's selber nicht und auch wir müssen irgendwie grinsen, als wir das Stadion in Westerlo betreten – wirkt ja schließlich alles wie ein Spaß-Wettbewerb. Zu sehen gibt's das Ganze in einem nicht unsympathischen Stadion, in dem sich auch eine Handvoll völlig besoffener Gästefans aus der Hauptstadt des deutschsprachigen Teils Belgiens tummeln. Natürlich wurde auch in Westerlo dieses nervige Jetons-System installiert, das eine Bezahlung mit Bargeld verhindert. Man muss also immer erst zum Automaten, dort das Bargeld reinstecken und bekommt dafür Einkaufschips, mit denen man bezahlt. Eigentlich will ich hier gar nicht über Belgien schimpfen, denn eigentlich gefällt mir das Land ganz gut, vor allem aufgrund seiner Dreisprachigkeit. Aber der Fußball ist dann manchmal doch etwas zu speziell.