Karsamstag, 20. April 2019, 16 Uhr
Uppsala, Studenternas idrottsplats
Immerhin: Uppsala hat es in den deutschen Sprachgebrauch geschafft, wenn auch nicht unbedingt positiv. Warum man den Namen der früheren schwedischen Hauptstadt benutzt, wenn einem ein Missgeschick passiert, erschließt sich bei einem Rundgang durch die 150.000-Einwohner-Stadt erst recht nicht, denn sie wirkt sehr entspannt und gemütlich, auch wenn richtige Highlights fehlen. Die gibt es hier zwar auch, allerdings in Gamla Uppsala (Alt-Uppsala). Heute nur ein einfacher Stadtteil von Uppsala im äußersten Norden, war Gamla Uppsala zur Wikingerzeit das Machtzentrum Skandinaviens. Übrig geblieben sind einige Hügelgräber, die man besichtigen kann. Da ich die Wikingerzeit im Allgemeinen und Grashügel im Speziellen aber eh nicht so spannend finde, schenke ich mir das und widme mich in Uppsala ganz dem Fußball. Der lokale Verein nennt sich IK Sirius, der im Bandy (schwedische Version von Eishockey) zwar schon 5x schwedischer Meister wurde, im Fußball aber zuletzt lange zwischen 2. und 3. Liga pendelte. Inzwischen sind die Fußballer wieder in der Allsvenkan vertreten und ein Blick aufs Stadion verrät, dass das Thema Kohle dabei keine unbedeutende Rolle gespielt hat. Direkt neben dem alten Studenternas IP, das als Multifunktionsstadion für Fußball und Bandy diente, wird gerade ein Neubau mit dem gleichen Stadionnamen aus dem Boden gestampft. Das Ding ist noch eine völlige Baustelle, lediglich die Haupttribüne und eine Hintertortribüne (samt Gästeblock) sind fertiggestellt. Die andere Hintertortribüne ist noch ein Rohbau, die Heimszene auf der Gegengeraden muss derzeit auf provisorischen Stahlrohrtribünen stehen. Auch richtige Toiletten gibt es auf dem gesamten Stadiongelände noch nicht, dafür aber eine ganze Armada an leckeren Dixiklos. Untypisch für Schweden herrscht somit eine Menge Chaos, die Ordner kennen sich überhaupt nicht aus und speziell an den Eingängen sind alle überfordert. Hier kann man auch ohne Eintrittskarte und Taschenkontrolle einfach ins Stadion marschieren. Aus dem knapp 700 Kilometer entfernten Malmö ist ein ganz akzeptabler, aber überraschend junger Haufen angereist. Ich muss ehrlich sagen, dass mir Malmö ganz gut gefällt. Er ist der südlichste Erstligist des Landes, was ohnehin schon mal ein sympathisches Attribut ist, aber auch der Supportstil ist ganz griffig. Bei Uppsala scheint‘s dagegen keine richtige Ultras-Szene zu geben und so wundert es nicht, dass es nur ab und zu mal ein paar Schlachtrufe zu hören gibt.