Deutschland, Testspiel
Donnerstag, 29. Juni 2023, 19.30 Uhr
Georgsmarienhütte, Sportplatz am Kiffenbrink
Georgsmarienhütte – das Ruhrgebiet des Osnabrücker Landes! Kein Ort, für den sich ein normaler Tourist begeistern kann, aber der für Spezialisten wie mich beinahe schon ein Sehnsuchtsort ist. Gerade weil der Fußball hier doch eine etwas eigene Kultur hat, die schon fast der im Ruhrgebiet ähnelt. Die Stadt Georgsmarienhütte (30.000 Einwohner) gibt es erst seit dem Jahr 1860. Sie diente ursprünglich als Arbeiterkolonie für das drei Jahre zuvor errichtete Eisenhüttenwerk des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins, das eigentlich nur Georgs-Marien-Hütte genannt wurde. Das Gebiet gehörte damals zum Königreich Hannover, Namensgeber waren der dort regierende König Georg V. und seine Frau Marie von Sachsen-Altenburg. Die Arbeiterkolonie erhielt schließlich den Namen Georgsmarienhütte (nun ohne Bindestriche), dehnte sich immer weiter aus und schluckte nach und nach die umliegenden Orte, darunter auch das bereits seit dem 12. Jahrhundert bestehende Kloster Oesede und die dazugehörige gleichnamige Ortschaft, die Fußballfans sicherlich durch die „Kloster Oesede“-Zaunfahne beim VfL Osnabrück bekannt ist. Das Eisenhüttenwerk, das inzwischen Georgsmarienhütte GmbH heißt, gibt es nach wie vor. Seine Spitze erlebte es in den 1960er-Jahren, als es 7.000 Menschen beschäftige – knapp ein Viertel der heutigen Einwohnerzahl. Ähnlich wie im Ruhrgebiet sind die goldenen Jahre aber längst vorbei und inzwischen arbeiten nur noch 1.200 Menschen in dem riesigen Werk, das das Stadtbild absolut dominiert. Direkt neben dem Werk befindet sich der Stadtteil Oesede, nicht zu verwechseln mit dem Stadtteil Kloster Oesede, der wiederum auf der anderen Seite von Oesede liegt. Die dortigen Sportfreunde Oesede spielen eigentlich im Glück-Auf-Stadion und auch dieser Name greift die besondere Stadtgeschichte auf. Für das heutige Testspiel gegen Schwarz-Weiß Lienen weicht man allerdings auf den seltener bespielten Sportplatz am Kiffenbrink aus. Da über dem historischen, aber leider nicht mehr genutzten Haupteingang ein längst verrostetes Vereinswappen thront, kann ich mir gut vorstellen, dass es sich hier um die ursprüngliche Heimstätte des 1921 gegründeten Vereins handelt und man erst später ins Glück-Auf-Stadion umgezogen ist. Verlässliche Quellen habe ich dafür aber nicht gefunden. Größter Erfolg der Vereinsgeschichte ist der Gewinn des Niedersachsenpokals 1994 und der damit verbundenen Qualifikation für den DFB-Pokal. Dort traf man auf den Karlsruher SC, der damals Bundesligist war, und unterlag mit 1:6. Das Spiel fand allerdings vor 13.000 Zuschauern im Stadion an der Bremer Brücke in Osnabrück teil. Von solch einer Kulisse ist man heute selbstredend weit entfernt, aber dennoch sind gut 50 Zuschauer da, was für ein Testspiel nicht schlecht ist. Und wieder einmal muss ich sagen, dass Spiele in Georgsmarienhütte doch einen ganz eigenen Charme, der durchaus an Ruhrpott-Atmosphäre herankommt.










